Choeographie: Die Studenten in Zusammenarbeit mit Deborah Smith-Wicke
Musik: Pergolosi (Stabat Mater), Christian Mayer (Deluxe), Katerina Valente (Wo meine Sonne scheint), Frank Kleditzsch und Sarah Scheer (Elektrische Sound Kollage).
Es tanzen: Susanne Horn, Lisa Oettinghaus, Mirjam Rauch, Sara Riash, Sarah Scheer, Mareike Steffens, Verena Voss.
Der dressierte Leib, der sich wie blind zwischen den Schließfächern bewegt, verkörpert die Anonymität des in Ritualen gefangenen Menschen. Er versucht durch ständiges Ausbrechen Freiheit zu finden, von der äußerlich einwirkenden Dressur anderer Menschen und ihren Ritualen.
Der alltägliche fast unscheinbare Gegenstand – die Zahnbürste – wird zum geheiligten Entspannungsmittel, das Putzen als Genuss.
Die Liebe zum Gewohnten, die Sicherheit und Geborgenheit, die man dort erfährt, schlägt schnell in das Gefühl um „gefesselt zu sein“. Man will abtauchen und schlüpft schließlich doch in die alten Schuhe zurück.
Das eindringliche Summen bei einem Fehler macht die einschränkenden Grenzen eines Rituals deutlich, von denen man keinen Millimeter abweichen darf. Wut und Verzweiflung über die Enge und das eigene Scheitern münden in einen Ausbruch. Papierkugeln werden nicht mehr eintönig bearbeitet, sondern herumgeschleudert, sanft berührt und so Neuland erprobt, doch stets mit dem Gefühl des Konflikts mit dem Alten.
Es ist nichts Neues, dass Musik mit vielen Ritualen behaftet ist, aber auf einen Schlagersong die neu gewonnene Freiheit aus einem Ritual zu tanzen, lässt auf Neuland schließen.
Gedankliche Gewohnheiten begrenzen uns ebenso wie äußere Rituale, sind aber dennoch überlebenswichtig. Die Frage ist ob man sich traut, aus seiner Gedankenwelt herauszutreten und sich dann möglicherweise auf ein Gegenüber einlassen zu können.
Die Liebe zum Ritual zeigt sich in der detailgetreuen, individuellen Auseinandersetzung beim An- und Ausziehen, wird zwanghaft im luftdichten Verpacken allen Materials und doch steht immer wieder das Austesten von etwas Neuem an. Der Mensch und sein Ritual - eine so genannte Hass-Liebe?